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Freitag, 3. April 2015

Von " Eine Französin, die keine ist ... bis ... Fifty Shades of Böhmische Ostern! "


Immer wenn es auf Ostern zugeht, dann muss ich an eine Begebenheit aus meiner Kindheit denken. 
Um es genauer zu sagen, an einen sonnigen Nachmittag, an dem die kleine Jana an einem Tisch saß, vor sich ein aufgeschlagenes Schulbuch, aus dem sie mehr oder weniger freiwillig laut vorlas, während ihre gestresste Mutter hektisch durch die Räume wuselte.


Der Text handelte von Ostereiern und begann mit "Das Osterei hängt ...".



Keine Ahnung wieso, aber stoisch und andauernd, las ich vor wie folgt:



"Das Osterei ängt ...!"



Das Zimmer, in dem ich saß, mündete durch eine Flügeltür in einen weiteren Raum, durch den man wiederum in den Flur gelangte. Anschließend, wenn man den Kreis wieder schließen wollte, konnte man vom Flur dann erneut das Zimmer betreten - in dem ich noch meilenweit davon entfernt war, das Osterei doch nun endlich mal hängen zu lassen!



Meine Mutter, stets bemüht neben dem Beruf auch den Haushalt zu schmeißen, vollzog also wie oben beschrieben ihre Kreise. Und je beharrlicher ich die Ostereier "ängen" ließ, umso "komischer" wurden ihre Bemühungen mich zu korrigieren:



"Das Osterei HHHHHHHHäääängt! HHHHHHHHääängt, das Osterei HHHHHäääängt!  Du bist doch keine Französin!"



Tja, keine Ahnung wo ich das her hatte. Diese kurzzeitige Abneigung gegen den Buchstaben H. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, mich damals zum Beispiel mit Jana "Ora" vorgestellt zu haben. Aber Französin zu sein fand ich toll - wieso also nicht?



Möglicherweise stand ich aber immer noch unter dem Einfluss einer bestimmten Lebensphase, in der ich als Kleinkind den Zeitpunkt, mich - Halleluja - endlich mal für eine Sprache zu entscheiden, verbissen vor mir her zu schieben schien. (Tröt-Archiv: Nr.19 / Dialekt bis Ohrwurm / 03.10.2014).



Vielleicht wollte ich aber auch einfach nur eine Französin sein, wer weiß.



Und manchmal "ängt" das Osterei immer noch, zumindest als Familien-Kalauer, und so wird es wohl auch diese Ostern wieder sein ... seufz ;-)



In Tschechien übrigens und vornehmlich auf dem Land, gibt es einen ganz speziellen Brauch den Ostermontag zu begehen. Und der geht so:



Die Männer besuchen ihre Angebetete oder Frauen im Allgemeinen, und dann setzt es erst mal Hiebe!



Fifty Shades of Böhmische Ostern, oder so ...



Nein, im Ernst. Die alte Ostertradition sieht folgendermaßen aus:

Früher besorgten sich die Männer Weidenzweige, die sie dann selbst zu einer Rute flochten und mit bunten Bändern schmückten. Heutzutage huschen sie dafür wohl eher in ein Geschäft.



Ist alles besorgt, begibt sich das starke Geschlecht auf den Weg zum Schwarm, früher konnte das wohl auch schon mal im kleinen Trüppchen geschehen, und sobald die Holde dann die Tür geöffnet hat und nun in freudiger Erregung lächelt, dann soll es wohl auch schon gleich losgehen, mit dem um den Tisch oder durch die Wohnung jagen.



Dabei lässt der Mann seine ... ähm ... die Rute ... symbolisch auf das Gesäß oder die Oberschenkel der Frau oder wo auch immer niederfahren. Dabei hat die Frau, trotz gespielter, anfänglicher Empörung, wohl sichtlich Spaß – denn warum sonst würde sie wohl lachen wie der junge Frühling - wie ich in einem Einspieler im Internet selbst beobachten konnte!


Hhhhmmm, gerade merke ich ... aber ich kann ja auch nichts dafür, dass man in den Medien seit ein paar Wochen einfach nur zugeballert wird, mit diesem Hype um die 5o Schattierungen. 
Und plötzlich klingt solch eine Beschreibung nun doch irgendwie skurril ...



Nun, die Legende des Brauches besagt, dass der Saft des Zweiges - der Frühling also - sich somit auf die Frau überträgt und die ganze Prozedur verjüngend und lebenserhaltend wirken soll. Oder genauer gesagt:



Die Vertrocknung aufhält!



...!



Ich schwöre, das habe ich in einem tschechischen Beitrag zu diesem Thema gehört !!!



Auweia. Ich glaube, aus der Nummer komm ich jetzt nicht mehr raus ...



Als Dank oder Belohnung, denn bestenfalls sollte der Mann sich auch die Mühe gemacht haben ein bestimmtes Ostergedicht aufzusagen, während er „peitschend“ hinter der Liebsten hergejagt war, gibt es dann einen Pflaumenschnaps (für die Erwachsenen), Süßigkeiten, ein Band für die Rute und/oder ein selbst bemaltes Osterei.



Noch einmal zur Verdeutlichung - dieser Brauch gilt übrigens für die Frau per se - also auch die Mütter, Schwiegermütter etc. ...!



ER: „Wann ist das nochmal, Ostermontag?“



Ich: „Jaaaaahhh ...?“



„ER“ lacht leise in sich hinein.



Ich: „Was?“



Er: „Ja, ich freu mich schon ... das ist doch mal eine Tradition, an der können wir gerne festhalten!“



Ich: „Haha! Das freut mich aber, dass dir diese Tradition – die in unserer Familie übrigens noch nie zelebriert wurde - scheinbar besser zusagt als der Weihnachts-Karpfen.“ (Tröt-Archiv: Nr.27/ Weihnachtskarpfen bis Heinrich Böll / 28.11.2014)



Die Augen von „ER“ blitzen frech auf, während das feiste Grinsen auf seinen Lippen sogar noch feister wird.



Er: “Kommt daher vielleicht auch der Ausdruck Gut im Saft stehen?“



Ich: “Du ... kannst dir gleich erst mal das tschechische Ostergedicht raussuchen!“



Er: „Hasch mich, ich BRINGE den Früüüühling! Schmeiß die Cremetiegel weg, Schatz, dein Mann wirkt besser als alles andere!“



Ich: „Das stimmt sogar ... wenn da nicht die Nächte wären ... also die, mit dem Lärm ... also die, wenn du schnarchst!“



Puuuuhhh, jetzt hab ich mir doch glatt selbst ein Bein gestellt ... und jetzt frag ich Sie: Jetzt mal ganz ehrlich ... geht Ihnen dieser ganze 50 Shades of Grey Hype denn nicht auch so dermaßen auf den Keks wie mir?



Plötzlich ist es als sei von jetzt auf eben ein offizieller Schalter umgelegt worden. Auf der Stelle bekommt man laut der Berichterstattung in den Medien das Gefühl, 96 Prozent der deutschen Bevölkerung sei schon immer - aber seit ein paar Wochen nun ganz besonders - experimentierfreudig bis hin zur entfesselten Schnappatmung, und drohe sogar Sturm in Baumärkten zu laufen und rauschhaft die Kabelbinderabteilung leer zu kaufen.



Zumindest dachten ein paar Baumärkte sich wohl dahingehend warm anziehen zu müssen. Kurz vor der Premiere des Films, Sie wissen schon. Was aus dieser Befürchtung wohl geworden sein mag?



An einem Abend vor dem Fernseher, in den letzten Wochen, hatte man auf dem ein oder anderen Sender bereits vor dreiundzwanzig Uhr das Gefühl, den ganzen Abend nur zwei Werbungen gesehen zu haben. Beide hatten mit elektronischen Geräten zu tun. Und nein, ich meine keine elektronischen Zahnbürsten ...



Deshalb musste ich, seit der Film zu den Büchern erschienen ist, als Ex-Kölnerin tatsächlich immer öfter an den kölschen Karneval (zurück)denken. 
Wieso? Nun, wie schon gesagt, an Weiberfastnacht wird der Schalter umgelegt und am Aschermittwoch ist alles wieder vorbei ... mit dem Büzzen und Dergleichen.



Wobei wir ja wieder bei der Fastenzeit sind, die bekanntlich ja vor Ostern kommt ;-).



Er: „Du hast vor mir niemand anderen gebüzzt!“



Ich: “Ist klar, Schatz! Neiheiiiiiiiiinn!!!! Ich rede ja auch nicht von mir, neeeee ...?“



Diesmal ist es an „Ich“ ein feistes Grinsen auf den Lippen zu haben.



Ich: „Und weißt du auch wieso?“



„Er“ grummelt irgendetwas in seinen Bart, das „Ich“ nicht verstehen kann - was höchstwahrscheinlich vielleicht auch besser so ist.



Ich: „Hhhhmmm?“



Er: “Ja?!“



Ich: „Wer den Karnevalsprinzen küssen kann, der vergnügt sich doch nicht mit dem „Plebs“ ... oder?“



Auf dem Gesicht von „Er“ breitet sich ein mürrisches Lächeln aus. Und so verkneife ich es mir diesmal - wohlweislich und ausnahmsweise - und rufe nicht wie sonst inbrünstig aus: 
 
„Der Prinz kütt!“ 
 
Der weltbeste Mann nämlich, hat an einem Karnevalssonntag - und dann auch noch in Köln - das Licht der Welt erblickt. 
 
Oh, jetzt merke ich gerade ... "Der Prinz kütt!" ... natürlich im Zusammenhang mit Karneval!
Nicht, dass wir uns da noch missverstehen ...
...!



Von Ostern über Fifty Shades zum Karneval.
Das muss man mir erst mal nachmachen ... oder? 
Ich wünsche schöne Ostertage! 
Viel Spaß beim Eier "ängen".
 
Sie merken ... aus der Nummer komm ich nicht mehr raus! ;-)

Schlafen Sie gut!



Ihre


Jana Hora-Goosmann 

 

Anregungen oder Ostergrüße?
troetgedanken@web.de



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