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Freitag, 4. September 2015

Nr.48 Von "Mein Sommer ... bis ... vorm Balkon"




Neulich fiel dem weltbesten Mann grinsend ein neuer Spitzname für mich ein: Meine kleine Blogwartin!

Ich weiß gar nicht, was du meinst!, lachte ich verlegen auf. In Wahrheit jedoch wusste ich es ganz genau - und dass der weltbeste Mann recht hatte!
Aus ehe-strategischen Gründen entschied ich mich aber erst mal zu schweigen.
Während wir weiter auf dem Balkon saßen und die laue Sommernacht genossen, ließ ich - innerlich den Kopf über mich selbst schüttelnd - die letzten Wochen Revue passieren.
Tatsächlich hätte ich es selbst nie für möglich gehalten ... aber irgendwann, quasi über Nacht, war es einfach so passiert.
Eines Morgens, in diesem langen, schönen Sommer, hatte ich plötzlich die Kontrolle über mich selbst verloren, und war zu der kleinen, angestrengten Schwester von Jenny from the blog mutiert - zu Dschenna from my Wohnblock!

Eine Umschreibung, die vielleicht doch irgendwie besser zu mir passen mochte als der Begriff Blogwart, dessen Ursprung in der Nazi Zeit zu finden ist.

Nichtsdestotrotz schenkte ich dem weltbesten Mann ein schiefes Lächeln, nippte an meinem Weinglas, und dachte mit Schrecken an den 04. September 2015 - ein Datum in 8 Tagen - und die bittere Tatsache, dass ich fürs erste Posting noch immer kein Thema parat und demnach auch kein einziges Wort geschrieben hatte.
Dieser Umstand ließ  mich seit ein paar Tagen immer öfter apathisch ins Leere starren.
Mit allem hätte ich irgendwie umgehen können, selbst mit meinem latent vorhandenen Hang zum prokrastinieren ... (Tröt-Archiv: Nr.30/06.03.2015)


Nun aber war alles anders, denn:

Ich hatte diesen Sommer einfach nichts erlebt!

Worüber soll man denn dann schreiben, frage ich Sie?

Und ... angesichts des aktuellen, sich rasant zuspitzenden Weltgeschehens, habe ich mich schließlich auch noch gefragt: Darf man/ich das überhaupt? Will ich das überhaupt? Bin ich - ob all der menschlichen Tragödien, Katastrophen und beunruhigenden Entwicklungen auf dieser Welt, vor unserer Haustür - überhaupt in der Lage, meine eigene Sprachlosigkeit zu überwinden?

Schickt es sich über Dinge zu schreiben, die im Gegensatz dazu ... einfach nur fieser Luxus sind?

Nach reiflicher Überlegung bin ich der Meinung ... ja!

Dies ist ein Blog zum schmunzeln, lachen, nachdenken. Kein politischer Blog. Auch wenn ich ab und an schon ganz gerne meinen Senf dazu gebe.

Und wie schon Charlie Chaplin sagte:

Ein Tag ohne Lächeln, ist ein verlorener Tag.

Also lade ich Sie hiermit ein, über mich und meinen Sommer 2015 zu schmunzeln. Ein Sommer, von dem ich dachte, nichts Besonderes erlebt zu haben. Schon gar nicht, worüber es dann auch noch gelohnt hätte öffentlich zu schreiben.

Irgendwann aber wurde mir klar, ich hatte sehr wohl etwas erlebt, nämlich - das Leben der Anderen!

Und das kam so ...



Vor ein paar Monaten hatte ich mal wieder einen Plan gefasst. Ich wollte den Sommer 2015 dafür nutzen um mit meinem zweiten Buch zu beginnen. Endlich! Die ersten 20 Seiten hatten bereits seit fast drei Jahren in einem digitalen Ordner auf meinem Rechner gelegen.
Anfang letzten Jahres, hatte ich dann 20 weitere Seiten eines Nebenplots verfasst, schließlich aber alles erneut ad acta gelegt. Nun jedoch sollte alles anders werden!

Als Freiberufler ist man innerlich ja irgendwie immer auf dem Sprung. Ob nun mit dem eigentlichen Beruf oder diversen Zweigjobs.
Die Sommermonate jedoch sind oftmals mau. Da traf es sich gut, dass es dem weltbesten Mann den Sommer über nicht vergönnt war, aus seinem eigenen Job raus zukommen. Somit konnte ich wiederum die Zeit dafür nutzen, um ins alte/neue Buch wieder rein zukommen.
Nun wäre ich natürlich nicht ich, wenn ich in der Anfangsphase des kreativen Prozesses, sagen wir mal ... den kompletten Juni ... nicht doch erst mal wieder ein klitzeklein wenig prokrastiniert hätte. Man könnte es aber auch so sehen, dass ich die Zeit dafür genutzt habe, um zum Beispiel ein wenig auszumisten und dergleichen. Wer weiß, ob dazu im Herbst noch Zeit ist? Wenn alles erledigt ist, stört auch nichts, oder?
Nichtsdestotrotz, die Gedanken rund ums Buch hatten parallel bereits angefangen in mir zu arbeiten.
Denn, wenn es in einem, wie auch immer gearteten Schaffensprozess mal haken sollte, kommen mir die besten Ideen eigentlich immer beim Putzen oder Joggen.

Als nächstes galt es dann, sich des weltbesten Mannes zu entledigen! Halt, nein! Ich wollte nur mal sehen, ob ich Sie noch bei der Sache sind ;-)! Trotzdem erwogen wir, ob der weltbeste Mann für ein paar Tage nicht mal alleine seine Verwandtschaft besucht.
Grundsätzlich war dieses bereits seit Längerem geplant gewesen.

Er: Hmmm. Da denken bestimmt gleich alle, wir hätten eine Ehe-Krise!

Ich: Quatsch! Ich klär das! Dass die böse Ehefrau nur mal ein verlängertes Wochenende zum Quarantäne Schreiben braucht um einfach wieder rein zu kommen. Ich mach dann auch tatsächlich nichts anderes! Duschen, schreiben, denken, sonst nichts!

Er: Hhhhmmmm.

Gesagt getan. Kurz bevor es losging, kam mir jedoch noch der Gedanke, dem weltbesten Mann unbedingt noch die anderen Seiten zum Nebenstrang vorlesen zu müssen. Erstens, hatte es sich aus unerklärlichen Gründen bis dato tatsächlich noch nicht ergeben, und zweitens, ist der weltbeste Mann tatsächlich mein liebster Ratgeber, und hat mich schon sehr oft produktiv inspiriert.

Außerdem hat seine Mutter- entschuldige bitte, weltbeste Schwiegermutter!- ihm in seiner Kindheit angeblich nie vorgelesen. Und so tue ich das jetzt, aus meinen eigenen Ergüssen.

Wie nennt man das nochmal? Vom Regen in die Traufe ...?

Jedenfalls hatte der weltbeste Mann auch diesmal eine zündende Idee, mlich: Der Nebenplot ist eigentlich ein eigenes Buch. Schreib das doch! Puuuh ...

Da musste ich natürlich erst mal wieder ein paar Tage drüber nachdenken. Die ursprünglich angedachte Geschichte war spannend und männlich angelegt gewesen - und plötzlich dachte ich über einen weiblich-chaotisch- tragik-komischen Hauptplot nach.

Irgendwann jedenfalls, nachdem es beim besten Willen einfach keine Ausreden mehr gab, und der weltbeste Mann sich sogar murrend aber verständnisvoll alleine auf den Weg gen Verwandtschaft gemacht hatte, nahm meine Transformation zu Dschenna from my Wohnblock schleichend aber unerbittlich ihren Lauf.
Erst schien alles aber noch harmlos und normal zu sein. Ich machte mein Versprechen wahr, und schrieb mir die Finger wund. Getreu dem Motto einfach mal machen, verdoppelte, verdreifachte ich sogar die Stunden, die ich sonst auch schon zwecks Blog etc. am Rechner gesessen hatte.
Die Zeit des Hochsommers brach über Berlin ein und ich freute mich auf das Schreiben bei offener Balkontür oder gegen Abend auf dem Balkon selbst. Als mir, mittlerweile auf dem Balkon sitzend, der Schweiß den Rücken runter rann, dachte ich, dass Schreiben im Sommer doch einfach nur genial sei so ein richtig fieser Luxus!
Ich ließ meinen Blick in den Innenhof schweifen, dieser war diesen Sommer wirklich ganz besonders schön begrünt, sodass selbst der weltbeste Mann zu sagen pflegte: Wenn da hinten das Meer wäre, dann würde sogar ich gerne weiterhin im Osten (Berlins) leben. Hhhmmmm, Träume sind manchmal einfach nur(Meeres)Schäume, schoss mir dann immer durch den Kopf.

Die Balkone rundherum sind großzügig geschnitten, es ist eine kleine abgeschlossene Welt, wo das, was man in den Hof hineinruft, doppelt so laut wieder zurück hallt.
Dieser Umstand birgt durchaus viel Spielraum für Emotionen.
Die Bewohner scheinen nett zu sein, persönlich kenne ich mittlerweile nur noch drei - über die ich übrigens niemals (einfach so) schreiben würde.

Der Rest ... verirrt sich hoffentlich niemals auf meinen Blog. Keep your fingers crossed!

Nach dem dritten Tag des Non-Stop-Schreibens, verspürte ich bereits ein leichtes Taubheitgsgefühl in den Unterarmen. Ebenfalls einen leicht ziehenden Schmerz in der Schulter. Egal, das würde sich schon irgendwann wieder geben. Die Nächte waren aufgeheizt, die umliegenden Balkone mal mehr, mal weniger besetzt. Ab und an brandete ein herrlicher Mix aus den verschiedensten Sprachen auf und schwappte zu mir herüber.
Die einen Nachbarn hatten heute Abend (schon wieder) Besuch, die andere Nachbarin hatte wohl (wieder) einen neuen Freund, und da drüben, hatte jemand für ein paar Tage wohl mit jemandem die Wohnung getauscht. Das Beste aber war ... die Nachbarn von dort - immer sehr höflich und zurückhaltend, nur leider mit der Angewohnheit, grundsätzlich müffelnde, wenngleich augenscheinlich frisch gewaschene Wäsche auf dem Balkon zu trocknen - hatten diese für heute Abend bereits wieder eingeholt. Und so hob ich selig ab und an den Kopf, und dachte: Was für ein fieser Luxus!
Bis in die Nacht auf dem Balkon schreiben zu können, während alle anderen um mich herum möglicherweise dachten:

Was schreibt die eigentlich die ganze Zeit?

Nach der Rückkehr des weltbesten Mannes, war natürlich alsbald Vorlesen angesagt.

Ich hebt gespannt den Blick.
Er: Wie gehts weiter?
Ich: Wie findest dus?
Er: Gut, wie gehts weiter?
Ich: Das sagst du jetzt auch nicht nur, weil ich deine Frau bin?
Er: Nein ...!
Ich: Oder weil deine Mutter dir angeblich nie vorgelesen hat, und du nur meine Stimme hören möchtest?
Er: Neeeeiinnnn ....
Ich weiß nicht, was sie glauben soll.

 
Der Anfang schien demnach geschafft zu sein. Dieser Umstand brachte jedoch eine unabdingbare, tägliche Routine mit sich, und so fingen die Tage an, träge wie zähflüssiger Brei, an mir vorbei und meine Umgebung mir schleichend aber immer öfter auf den Nerv zu gehen!


Ich: "Gestern war es mal wieder besonders schlimm. Ich war noch gar nicht in der Nähe des Balkons, da wusste ich schon, da hängt schon wieder Wäsche.
Ich glaube, der Wind hatte gedreht.

Er: "Wie geht denn das?"

Ich: "Ich tippe mal auf super ökologische Wasch-Nüsse ..."

Er:"Hä?"
Ich:Na ... ach, egal. Du weißt, ich bin die erste die laut ja zu Ökö ruft! Aber bei Wäsche hörts, finde ich, auf!

In diesem Moment öffnet sich die Balkontür, und es werden zwei frische Wäscherecks rausgetragen.

Ich (murmelt): Es hätte so schön sein können.

Er: "Und wie wäre es, wenn wir - in einem unbemerkten Moment - einfach mal ein bisschen Febreze auf die Wäsche sprühen?"

"Ich" grinst breit vor sich hin, denkt Wie tröstlich, wenn alles nicht ...dann!

Ich: "Könnte klappen, die Blumen habe ich ja auch so gegossen. Darf eben nur kein Gegenwind sein."

Er: "Du hast was?"

Ich: "Na, letzte Woche. Da waren sie für ein paar Tage verreist. Das mit dem Lavendel, das konnte ich mir einfach nicht mehr länger ansehen. Außerdem stand der so nah an der Balkonbrüstung ...

Er (mustert seine Frau halb schmunzelnd, halb argwöhnisch): "Du hast über die Balkonbrüstung hinweg die Blumen gegossen?"

Ich: "Jaaaa ... war gar nicht so einfach! Aber irgendwann hatte ich es ziemlich gut raus, zielgenau mit dem Pumpenstrahl rüber zu sprühen! Das Müffeln ist eine Sache, aber dass die Blumen vor meinen Augen absterben, eine andere!"

Er (grinst): "Die haben sich bei ihrer Rückkehr bestimmt gewundert, dass nur die Blumen zu unserer Seite hin die Köpfe nicht haben hängen lassen."

"Ich" zuckt träge mit den Schultern und nippt an ihrem Kaffee.

Ich: "Also das ist ja nun echt nicht mein Problem ..."

Ich bedachte den weltbesten Mann mit einem nachsichtigen Kopfschütteln, dann ließ ich meinen Blick hinüber zum anderen Seitenflügel schweifen, zum Balkon der Grande Dame des Wohnblocks, der ältesten und längsten Mitbewohnerin.
Erst wenn sie die Geranien auf ihrem Balkon gepflanzt hatte, wusste ich, der Winter würde nicht mehr zurückkehren. Sie hatte es einfach drauf, und hatte sie einfach alle kommen und gehen sehen, und jetzt kam ich! Die "Dschenna from my Wohnblock.

Die Zeit flog nur so dahin, die Seitenanzahl stieg, und während ich am Anfang meiner Schreib Phase noch ganz klar struktierte Abläufe hatte, fing langsam aber sicher die Zeit der Ausflüchte an: Heute lieber nicht joggen gehen, zu heiß. Außerdem tut mir mein Rücken weh - deshalb lieber ein bisschen Yoga. Ist aber eigentlich auch dafür zu heiß. Also lieber gleich mit dem Rad ein paar Besorgungen machen. Ach, für heute habe ich eigentlich noch alles, also lieber gleich kochen, und dann wieder ab an den Schreibtisch. Gähn. Und so kam es, dass ich zwangsläufig und erst mal eher unfreiwillig, immer neugieriger auf meine Umgebung wurde:

Der pfeift ja wirklich in einem fort, von dem Momentmin dem er sein Rad im Hof abstellt, bis ganz nach oben, wenn er in der Wohnung ankommt aber wenigstens kann er gut pfeifen.
Oder ...
Die geht ja echt zu jedem Telefongespräch auf den Balkon eine rauchen. Wie kann man bloß so viel reden? Wie kann bloß so laut und aufdringlich reden? Was gibt es eigentlich ständig zu erzählen?- Aber wenigstens hat sie eine schöne Stimme.

Dann, plötzlich und unerwartet, wurde ich von einer neuen Phase übermannt.

Weg von der Wenn-alles-nicht-dann-Phase, hin zur Wenn-der-die-das-noch einmal-DANN!-Phase!

Wenn der noch einmal pfeift, dann ...!
Wenn die noch einmal so laut telefoniert, dann ...!
Wenn die Wäsche heute schon wieder so ... dann! Hoffentlich dreht der Wind nicht!!!

Wohl wissend, dass alles ja auch irgendwie mein eigener Spiegel war, fing ich irgendwann vereinzelt an den ein oder anderen, deutlichen adressierten Blick über meine Lesebrille hinweg zu werfen.
Irgendwann dachte ich aber auch einfach nur noch an eine Kalaschnikow - und konnte es selbst nicht fassen. Da hatte Dschenna from my Wohnblock mich wohl schon in die Knie gezwungen. Und so war ich mir in diesem Sommer ab und an selbst nicht mehr ganz so geheuer ...

Ich (flüstert): Das ist der, der sonst immer pfeift. Keine Ahnung wieso gerade nicht, sonst aber immer!

Er wirft Ich einen langen Blick zu.

Ich (reckt den Kopf):Und wer ist das denn, bitte? Den hab ich hier ja noch nie gesehen!

Er wirft Ich noch einen sehr viel längeren Blick zu.

Ich: Weißt du eigentlich woran man sieht, dass man den Partner wirklich liebt? Es nervt einen nichts, zumindest nicht so wirklich. Wenn man nur verknallt ist, dann nerven einen die Dinge garantiert irgendwann. Pfeifen, schmatzen ...(Ich reißt Er kurz an sich)
Ich bin ja so froh, dass du nicht pfeifst! Und dass ich dir so gerne beim Essen zusehe!

Er: Hhhhmmmmm ....

Ich (flüstert): Langsam werde ich irre, glaube ich!

Er: Tja ...

Aber so ist das vielleicht, wenn man unter der Woche tatsächlich überhaupt nichts anderes tut als nur zu schreiben, und am Abend den weltbesten Mann zu versorgen. So ein Buch schreibt sich ja auch nicht von selbst.
Und wenn man eher so ein Typ ist wie ich: Vornehmen, (irgendwann dann ENDLICH) durchziehen, und dann aber auch fast nichts anderes machen, und fertig! Das kann einem den Erlebnis Radius schon mal verkleinern. Und dann darf aber auch nix dazwischenkommen! Das wirft einen im Pensum um Buchseiten zurück!

Da kann sich ein Freitagabend unter (lieben) Menschen dann auch schon mal so anfühlen, wie einer meiner amerikanischen Lieblingssätze: From hell to breakfast! Im Übrigen traf das auch auf meine Optik zu ...
Irgendwann hatte ich unter der Woche dann - bis auf die tägliche Dusche natürlich einfach alles reduziert. Schminken? Pah! Völlig überbewertet! Im Gegenteil, ich war auf einen ganz neuen Trichter gekommen: Schreiben und Pflegen! Das bedeutete, selbst in frisch gewaschene Haare mein geliebtes Kokosöl einzuarbeiten. Nein, die sind nicht fettig, das ist ...!
Rückblickend habe ich auch das Gefühl, den ganzen Sommer über (unter der Woche), in ein und demselben Paar Shorts verbracht zu haben. Und die gehörten nicht mal mir, sondern dem weltbesten Mann! Wieso? Diese Shorts waren einfach zu bequem ... und haben mir beim stundenlangen Sitzen so rein gar nichts eingeschnürt.

Außerdem war es einfach zu praktisch! Zum Einkaufen zwischendurch konnte ich mich auch noch sportlich-luftig aufs Rad schwingen. Und laut dem weltbesten Mann, sahen sie an mir angeblich auch noch gut aus. Wissen Sie, wann Sie wirklich sicher sein können, den richtigen Partner gefunden zu haben? Wenn ihr Partner abends nach Hause kommt und ihnen Komplimente macht, obwohl sie selbst sich gerade möglicherweise unfassbar auf die Nerven gehen, in ihren Sommershorts 2015, mit den, von der Hitze und dem ewig langen Sitzen, angeschwollenen Beinen ... was für ein fieser Luxus eben!

Nicht, dass ich in diesem Sommer vollends verlottert wäre! Also ... sooo würde ich das nun wirklich nicht sagen!

Unsere frischgewaschene Wäsche (da waren auch regelmäßig besagte Shorts mit dabei), habe ich aber so was von regelmäßig - und vor allem so was von nah an die Balkonbrüstung gestellt Pah! So riecht frisch gewaschene Wäsche! Und jetzt kommst du! Hoffentlich dreht der Wind jetzt!!


Der Sommer hatte nun mittlerweile sogar noch angezogen, dies ließ mich fast nahtlos zur nächsten Phase hinübergleiten:
süß- nicht- und so gar nicht süß!

Alle Kleinkinder dieses Wohnblocks, und sogar unser Wohnblock Hund, haben von ihren Eltern ein Planschbecken auf dem Balkon aufgebaut bekommen - süß.

Alle Kleinkinder haben - ob nun gleichzeitig oder zeitlich versetzt - Spaß beim Planschen - laut aber noch süß.

Alle Kleinkinder haben mit ihren Freunden im Planschbecken oder auch allein plötzlich keinen Spaß mehr am Planschen, dies wird auch sofort lautstark zum Ausdruck gebracht - gar nicht süß.

Nur der Hund liegt träge im Wasser - Halleluja!

Ein Kleinkind steht am gekippten Fenster, schlägt ausdauernd lachend mit beiden Händen gegen die Fensterscheibe, wiederholt in einem fort das wohl erste Wort seines, hoffentlich von nun an stetig wachsenden, Wortschatzes: "Mami!" Da musste ich lachen - süß mit Lautstärkeneinschränkung.

Das andauernde Hallen eines Bobby Cars im Hof über grobes Gestein polternd? Auf die Dauer nicht süß.

Und dann immer diese ständigen Fragen, die sich  Dschenna from my Wohnblock plötzlich immer gewaltiger aufzudrängen schienen:

Wieso zum Beispiel, startete denn bloß immer um fast genau Punkt 16:30 Uhr das große Heulen von der einen Seite des Flügels? Was war denn da dann immer los?
Und wieso bloß, war auf der anderen Seite großes Trara sowohl morgens beim Weggehen, als wiederum auch ein paar Stunden später beim nach Hause kommen? Gab es in unserem Hof möglicherweise irgendwo eine unsichtbare Heul-Schwelle?

Fragen über Fragen!

Oft fühlte ich mich in meine eigene Kindheit versetzt und musste an das ältere kinderlose Ehepaar in unserer Straße von damals denken, dieses war mir als kleines Mädchen stets ein Gräuel gewesen!
Damals, als ich von meinen Eltern den Spitznamen "Sirene der Straße" verpasst bekommen hatte. Jedenfalls steckte das Ehepaar ab und an mit grimmigem Blick den Kopf aus dem Fenster, während ich mit anderen Kindern kreischend durch die Straße gejagt bin.
"Menschen, die keine Kinder und keine Tiere mögen, sind suspekt!", pflegte meine Mutter schon immer zu sagen. Beides trifft auf mich jedoch definitiv nicht zu! Im Gegenteil.

Obwohl mein, gen Himmel geworfener Blick in diesem Sommer, möglicherweise ab und an genauso ausgesehen haben mochte.

Aber jetzt mal ganz ehrlich, ich habe hier doch genauso gut das Recht zu sitzen, oder? Nur, dass ich mich eben ein klein wenig konzentrieren muss ... ;-).

Übrigens nichts gegen eine ordentliche Trotzphase, ich selbst habe als kleines Kind mal über Stunden "Ich will Schaum geschrien", nur weil meine Mutter mich - meiner Meinung nach - damals zu früh aus der Badewanne geholt hatte. Und nichts gegen Kinderlachen!

Als Dschenna from my Wohnblock aber, machte ich mir plötzlich viel mehr darüber Gedanken, weshalb viele dieser - regelrecht verzweifelten Anfälle um mich herum - oftmals einfach "nur" mit immensen Druck in den Kindern selbst zu tun hatten?

Mutter (nett): "Jetzt probier es doch einfach mal ... und mal das Bild. (Im Hof auf dem Boden)

Kind (ehrlich verzweifelt): "Ich kann nicht! Ich kann das einfach nicht!"

Oder wieso, fragte "Dschenna" sich, wollte dieses andere Kind denn nur bloß nie das Haus verlassen? Ich musste an die Frau denken, die aufgrund des immensen Zuspruchs auf ein von ihr geteiltes Posting, eine Online Petition gegen die Bundesjugendspiele ins Leben gerufen hatte.

Gemeinsam mit sehr vielen anderen, dem zustimmenden, Eltern, war diese der Meinung, eine Teilnahme oder bzw. das Scheitern des Kindes während der sportlichen Betätigung, würde/könnte einen zu hohen Druck oder zu große Enttäuschung für die Kinder darstellen.

Jetzt mal ehrlich ... wo soll denn das noch hinführen?

Im Gegenzug dazu, stolperte ich vor Kurzem in einem Artikel über die Aussage eines Zahnarztes, der in seiner Praxis seit geraumer Zeit wieder eine Zunahme von Frontzahnfrakturen infolge von unabgefangenen Stürzen beobachten konnte. Nicht aber weil die Kinder etwa so wahnsinnig herumtollen würden, sondern, weil diese das Fallen sage und schreibe einfach verlernt haben ...!

Die Kinder fallen sozusagen ungebremst zu Boden, weil ihnen scheinbar der Umgang mit Balance, Kraft und Koordination fehlt!

Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen, dachte sich "Dschenna from my Wohnblock", und hatte in ihrer Hood  natürlich auch noch ganz andere Dinge im Auge. Zum Beispiel Beziehungsstress ...

Er: "Woran siehst du das?"

Ich:" Pphhhhh, ist doch völlig klar! Wie sie gerade ... und er daraufhin! Das war gestern noch völlig anders!"

Er: "Ahaaa...?"

Ich(grinst breit): „Und die von da hinten ... hat in den letzten Tagen wohl zu viel gefeiert und ist jetzt krank! Tja ... ist die Stimme weg, telefoniert es sich nun vielleicht ein wenig leiser!“

„Er“ nimmt lachend seine Frau in den Arm.

Er: „Auf welcher Buch Seite bist du jetzt?“

Daraufhin seufzt „Ich“ nur lange und ausgiebig. Dann plötzlich, hallt das Klackern von Absätzen durch den Hof. Noch ist die Person jedoch von oben und  durch das dichte Grün der Bepflanzung hindurch, nicht zu sehen. Der Hund, das Hausmaskottchen, liegt derweil träge aber mit gespitzten Ohren auf einem der Balkone.

Er: Der Hund reagiert auch nicht mehr darauf wer hier rein und raus geht!

Ich: "Das ist doch DIE von DORT, die kennt er doch"

Er reckt seinen Kopf, kann aber noch niemanden sehen.

Er: Woher weißt du das?"

Ich: Selbst ich erkenne die von dort mittlerweile an ihrem Gang! Einer der Absätze klingt irgendwie hohl.

Er: "Ahaaaaaa?"

Besagte - von Ich zuvor erwähnte Person - ist nun tatsächlich zu erkennen.

Ich(trocken): "Trägt sie schon den ganzen Sommer."

"Ich" scheint "Er" langsam ein wenig unheimlich zu werden. Zumindest meint Ich dies in seinem Blick gelesen zu haben. Und wenn Ich seit diesem Sommer etwas wirklich drauf hat, dann ist es das Erkennen von Zusammenhängen! Daraufhin klatschen Ich und Dschenna einander in Gedanken erst mal verschmitzt grinsend ab.

Ich sag ja ... der Schauspieler und der Wahnsinn, ziemlich beste Freunde! Demnächst auch in ihrer Nachbarschaft!



Die Tage schienen bereits wieder ein wenig kürzer zu werden und im Wetterbericht drohte man bereits, der Sommer würde alsbald wieder vorbei sei sein.
Dschenna from my Wohnblock und Ich, dachten daraufhin mit Schrecken daran sich demnächst von ihren heiß geliebten Shorts trennen zu müssen. Auweia!

Und noch etwas war anders geworden. Die latent mitschwingende Genervtheit der letzten Wochen, war plötzlich einer Art Beschützerinstinkt gewichen.

Das Kleinkind von dort, zum Beispiel, hatte seit Tagen schon schlimmen Husten und quälte sich Das arme Ding!
Die Nachbarin von da, die innerhalb des Wohnblocks eine Art Wohnungs Hopping betrieben hatte, und demnächst sogar ganz aus der Stadt wegziehen würde - Ach, was die Zeit vergeht! Steht der September denn wirklich schon bald vor der Tür? Bon Voyage! Hhhmmmm, wer dann da wohl wieder einzieht?

Dem Pfeifer erstarb inmitten unseres Blickwechsels plötzlich das Pfeifen im Halse, sodass ich schon ausrufen wollte: Aber nein, nur zu! Pfeif ruhig weiter! Ich freu mich, das scheint wohl Liebe zu sein, das mit deiner neuen Freundin!

Oder ...
Ach, Liebeskummer ist echt scheiße ... ruf doch noch mal ne Freundin an, das hilft, ich versteh das! Die Fluppe hast du doch eh schon in der Hand ...

Schließlich, letzten Sonntagmorgen, saßen der weltbeste Mann und ich mal wieder auf dem Balkon. Und da war sie wieder - die Grande Dame! Wie immer begutachtete sie ihr Reich, und natürlich würdigte sie mich keines Blickes. Schließlich war ich kurz davor ihr die Regentschaft abzunehmen, zumindest raunte Dschenna from my Wohnblock mir das ständig ins Ohr.

Der weltbeste Mann schob mir gerade einen Humpen Kaffee über den Balkontisch, da öffnete sich die Haustür im Seitenflügel, und la Grande Dame trat unerwartet und in Hauspuschen in den Hof hinaus. Ich/Dschenna from my Wohnblock- natürlich bestens auch über die verwandtschaftlichen Besuche und Gepflogenheiten von la Grande Dame unterrichtet - schauten irritiert.

Ich: Was? Das hat sie ja noch nie gemacht, an einem Sonntag! Was ist denn jetzt los?

Er: Was meinst du ...?

Ich: Na, da!

Nachdem la Grande Dame im Schutze des dichten Grüns irgendwohin verschwunden war, passierte ein paar Minuten erst mal wieder nichts. Und fast wären Ich und Dschenna from my Wohnblock kurzfristig sogar wieder auf andere Gedanken gekommen, hätte nicht irgendwann  in kurzen Abständen, mehrere Male hintereinander, das Telefon in der Wohnung von la Grande Dame geklingelt.

Ich sieht immer nachdenklicher aus, während der weltbeste Mann versunken Nachrichten liest.

Ich(scheinbar ohne Zusammenhang): Da kann man sich schon mal Sorgen machen ...

Er(irritiert): Hhhmmm?

Ich: Na, die kleine Wohnung (deren Schnitt Ich von einer Ex-Nachbarin kannte), da ist man als Verwandter schon mal alarmiert. Wenn da keiner rangeht ...

In diesem Moment ist das Klingeln erneut zu hören, auch für den weltbesten Mann.

Ich: Vier ... klingelt jetzt schon zum vierten Mal! Vielleicht erwartet sie aber auch Besuch, und die rufen gerade in der Wohnung an. Sie wiederum wollte ihnen aber entgegen gehen ...?

Etwa eine Minute Stille, dann klingelt das Telefon erneut.

Ich: Fünf ...

Ich und Er nippen an ihrem Kaffee, während Ich am liebsten Dschenna from my Wohnblock an die Hand genommen und mit sich in die Wohnung von la Grande Dame gezogen hätte, um sogleich atemlos und gewissenhaft das Telefon zu beantworten, dem Anrufer zu versichern, dass bis jetzt noch alles in Ordnung sei, ein Missverständnis! Wir behalten das im Auge!

Daraufhin war das Tor zum Hof zu hören. Und kurz nachdem la Grande Dame von oben zu erkennen war, klingelte das Telefon in ihrer Wohnung erneut.

Ich:Sechs ...

Er(sieht zur Grande Dame): "Komm, zieh an, das schaffst du!

Das Telefon klingelt, klingelt weiter ... und dann endlich! Aus der Ferne hört man la Grande Dame sprechen.

Ich&Er sehen einander lächelnd an.

Er: Und was wollte sie jetzt draußen? In Hauspuschen?

Ich(fassungslos): Ich habe keine Ahnung!

Er(ernst): Also wenn du es nicht weißt ...

Wenn man aber auch nicht alles im Blick hat, schütteln Dschenna und Ich gleichzeitig den Kopf! Jede liest im Blick der anderen, dieser Sommer ist bald vorbei! Dann werden die Balkontüren geschlossen und das Leben der Anderen, bleibt fortan wieder in den eigenen vier Wänden.

Dann aber doch noch ein Abend, an dem es sich lohnt, auf dem Balkon zu Abend zu essen! Der weltbeste Mann bringt mich mal wieder zum Lachen, was ich, den Kopf in den Nacken geworfen, sogleich auch ausgiebig tue - da fällt mein Blick auf das Stockwerk in einem Flügel, wo ich ewig lange schon nicht mehr hingeschaut habe - wie konnte das denn nur passieren? Eine Nachbarin, die ich ab und an nur vor einer der Mülltonnen zu treffen pflege, grinst mir nun von Weitem zu und ruft:

Jetzt ist die Balkon Saison ja bald wieder zu Ende ... und ich werde dein Lachen vermissen!


Schlafen Sie gut ...

Ihre
Dsch ... ääähhmm ...


Nachtrag I:
Die nächsten Wochen gibt es erst mal wieder jeden Freitag eine Foto Story. Nun wissen Sie ja, was ich gerade sonst noch so tue ...;-)

Nachtrag II:
Ich möchte mich wirklich ganz herzlich fürs Lesen bedanken! Wenn ich auf meinem Blog in die Statistiken gehe, dann sehe ich oftmals - neben den Aufrufen aus Deutschland, danke!- staunend auch die anderen Länder, in denen dieser Blog bereits stetig-wiederkehrend aufgerufen wurde, wow!

Ob nun deutsche Community, Wohnort, Zufall, Urlaubs oder Geschäftsreisen ... herzlichen Dank also auch an die Aufrufe aus:

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