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Freitag, 22. September 2017

Nr. 113 Von "Kuckuck ... bis ... Einhorn"



Neulich standen der weltbeste Mann und ich im Supermarkt, da fühlte ich mich plötzlich an das Verhalten eines Cuculus Canoruses erinnert – besser bekannt als Kuckuck. Bis zu 20 Eier können es übrigens schon mal werden, die der Kuckuck auf fremde Nester verteilt. Immer nur ein Ei und immer nur in Nester von insektenfressenden Singvögeln. Sobald das Kuckuckskind im Nest der Pflegeeltern geschlüpft ist, fängt es dann auch sofort damit an, die restlichen Eier oder bereits ausgebrüteten Küken aus dem Nest zu schmeißen. Dieses Verhalten liegt dem Kuckuck sozusagen im Blut, den Genen also. Das seltsame Paarungsverhalten der Großstädter, ist des Öfteren ja nicht minder asozial. Oftmals gilt auch hier: The survival of the fittest!
                                         
Aber zurück zu unserem Besuch im Supermarkt an einem Samstag, 
als der weltbeste Mann den Einkaufswagen schlendernd ein paar Schritte vor sich her schob, während ich, ratlos und mit leerem Blick vor einem Regal mit Küchenrollen stehen geblieben war. Ich hatte Hunger und einen knurrenden Magen, dieser schien in Vorfreude aufs Essen bereits lauthals zu frohlocken. Die Qual der Wahl, mich in solch einem Zustand für so etwas Profanes wie eine Küchenrolle entscheiden zu müssen, interessierte mich dementsprechend herzlich wenig. Man könnte sogar behaupten, ich sei, der Hypoglykämie geschuldet, schlichtweg überfordert gewesen. Dabei weiß doch jeder, dass man einen Supermarkt besser nicht hungrig betreten sollte. An besagtem Samstag jedoch, habe ich am eigenen, hungrigen Leibe auch noch erfahren, dass man zudem noch äußerst wachsam sein sollte! Denn ... gerade als ich mit kraftloser Hand endlich nach einer Küchenrolle greifen wollte, registrierte ich aus den Augenwinkeln heraus, in unmittelbarem Radius des weltbesten Mannes plötzlich eine "ungewöhnliche Aktivität". Ich wandte ihm also kurz den Kopf zu und stutzte. Daraufhin blieb die Küchenrolle erst mal, wo sie war. Stattdessen beobachtete ich aus der Ferne nun eine fremde Frau, wie sie nach einem kurzen Wortwechsel mit dem weltbesten Mann – dieser hatte daraufhin übrigens äußerst freundlich lächelnd genickt – sofort all die Lebensmittel in unseren Einkaufswagen fallen ließ, die sie zuvor noch in beiden Händen vor die Brust gestapelt hielt. Ein kurzes charmantes Lächeln noch, dann war sie bereits wieder davongeeilt. Da hatte ich schon gemeint, ich befände mich bereits in einer Art Hunger Delirium. Leeeeebeeeensmittel, wenns denn sein muss auch von Fremden? Wer braucht überhaupt schon so etwas wie eine Küchenrolle? Jedoch weit gefehlt, mein Körper ist durchaus noch in der Lage von etlichen Reserven zu zehren und der weltbeste Mann, der zuckte aus der Ferne nur mit den Schultern und grinste mir zu. Mann muss auch gönnen können, ermahnte mich sogleich die Ex-Kölnerin in mir, erinnerte mich somit ans "Rheinische Grundgesetz". Daraufhin grinste ich ebenfalls achselzuckend zurück, denn es würde sich schon alles aufklären. Nichtsdestotrotz, griff ich mit schlaffer Hand nun einfach nach irgendeiner Küchenrolle und bewegte mich gemächlichem Schrittes auf den weltbesten Mann zu. Dieser jedoch, so schien mir plötzlich, hatte sich derweil mit Stolz geschwellter Brust und ungewohnt dynamisch aufgerichtet. »Stell Disch nitte soooo aaaaan«, flüsterte mir erneut, diesmal trällernd, die Ex-Kölnerin in mir zu. Die Zeile der kölschen Musikgruppe Gruppe BAP, die musste manchmal echt für alles herhalten, dachte ich daraufhin – mir doch egal! Mein Magen gab erneut gar lustige Töne von sich, sodass ein schiefes Grinsen über mein Gesicht huschte, was irgendwie ja auch grundsätzlich zur Situation passte. Gerade jedoch, als ich die letzten Schritte auf den weltbesten Mann zugehen wollte, wich mein Grinsen einer brachialen Verwunderung. Denn ... dieselbe Dame, die bereits zuvor augenscheinliche Mühe gehabt hatte ihren Einkauf zu tragen, war gerade erneut um die Ecke geprescht - und nun schleppte sie sogar noch viel mehr mit sich rum. Völlig selbstverständlich beugte sie sich dann auch sofort mit vollen Armen über unseren Einkaufswagen - da trafen sich unsere Blicke. HA! Es war eine schweigsame Millisekunde, in der sie wohl sofort begriff und erschrocken-ertappt musterte. Wie ein an die Oberfläche tauchender Delfin, riss sie den Oberkörper daraufhin sofort wieder hoch, um mit noch immer vollen Händen erneut um die Ecke zu verschwinden. Da war mir, völlig verdattert, einen Moment lang nach irrem Kichern zumute. Dann jedoch, rief ich mir wieder ihren Blick ins Gedächtnis – der mir nun wie die Entlarvung eines Vorsatzes vorkam – sodass ich stattdessen kurz schluckte. Ich wollte mich gerade wieder zum weltbesten Mann wenden, da preschte besagte Frau erneut auf unseren Einkaufswagen zu, diesmal mit leeren Händen, um mit gehetztem Gesichtsausdruck schnell auch noch den Rest ihres Einkaufs aus unserem Wagen zu klauben. Nachdem die Unbekannte daraufhin erneut um die nächste Ecke verschwunden war, sahen der weltbeste Mann und ich einander ungläubig grinsend an:

ICH (flüstert fassungslos): »Wo hat sie die Sachen wohl jetzt abgeschmissen?«

ER (ebenfalls flüsternd): »Keine Ahnung ...!«

ICH: »Was hat sie denn eigentlich zu dir gesagt?«

ER (grinst bis über beide Ohren) : »Ob sie mal kurz ihre Sachen in meinen Einkaufskorb legen darf ...«

ICH (grinst um einiges schiefer zurück):»Hhhmmmm ... ist klar! Mein Mann wird doch tatsächlich im Supermarkt angebaggert. Ich glaub, es hackt! Die wird sich wohl gedacht haben, OHOOO, was ist das denn für ein einsames Schnuckelchen! Da gehen wir doch gleich mal gemeinsam zur Kasse und danach kann man sich ja noch auf einen Kaffee verabreden. Womöglich bezahlt der Typ mir ja sogar den Einkauf!!!«

ER (grinst noch seeehr viel breiter): »Tja ...«

ICH: »Ich glaub, es hackt!”

Wir sahen uns erneut um, konnten die Frau jedoch nirgends mehr entdecken. Nicht mal auf dem Weg zur Kasse. Auf den ersten Blick schien wohl auch kein anderer Supermarktbesucher der "Kuckucks-Terroristin" zum Opfer gefallen zu sein. Womöglich würden die Angestellten sich also irgendwann über diverse, chaotisch zusammengewürfelte "Lebensmittelhaufen" wundern. Ich glaub, es hackt.


Am Anfang meiner Berlin Zeit, diesen Monat sind es übrigens sechzehn Jahre, da hatte ich wohl zum ersten Mal davon gehört. Nämlich, dass man an einem schnöden Samstag im Supermarkt, doch tatsächlich auf einen potenziellen Herz-Partner treffen könne. Das würde dann vielleicht auch den gehobenen Prozentsatz aufgebrezelter Menschen erklären, GÄHN, am Samstagmorgen. Zwei Alibi Packungen eines "Ernährungsstatements" im Einkaufswagen, den Blick, statt in die Regale lieber ungewöhnlich wachsam auf die Kunden und deren Einkaufswagen gerichtet. Während der "Rest", womöglich nach einer langen Partynacht oder auch einfach nur so, es gerade mal geschafft hat, die Haare unter einer Bad-Hair-Kappe zu verbergen.

Grundsätzlich jedoch, je länger ich darüber nachdenke, womöglich gar keine so schlechte Idee. What you see is what you get. Der Inhalt eines Einkaufswagens kann tatsächlich recht viel über einen Menschen aussagen. Und wenn dann auch noch der "Rest" stimmt ...?

In den letzten Wochen haben wir jedenfalls oft über diese Begebenheit gelacht. Der weltbeste Mann, angebaggert im Supermarkt! Womöglich sogar beinahe abgezockt,  getreu dem Motto: »Oh neeee, jetzt hab ich auch noch mein Portemonnaie vergessen!« Einfach nur "köstlich". Wann immer wir darauf zu sprechen kamen, umspielte die Mundwinkel des weltbesten Mannes ein geheimnisvolles Lächeln. Aber ... Sie wissen ja ... man muss auch gönnen können!

Und dann, zwei Wochen später ... haben der weltbeste Mann und ich - mal wieder an einem Samstag – eine große Buchhandlung besucht. Wir waren ein wenig in Eile, hatten aus dem Laden heraus schon mit der einen, dann wieder mit der anderen Schwester des weltbesten Mannes telefoniert, um die altersgerechten Vorlieben der jüngeren Nichte in Kenntnis zu bringen. An besagtem Morgen war ich satt und ausgeschlafen, sodass ich mich schnellen Schrittes durch die Räumlichkeiten bewegte, um auf Bücher und kleine Plüschtiere zu zeigen oder auch aus der Ferne in die Höhe zu halten. Zwischendurch steckte ich dem weltbesten Mann die ein oder Sache zu, Einhörner standen bei der Nichte gerade groß im Kurs. Irgendwann verloren wir uns kurz aus den Augen, als wir im Kassenbereich schließlich wieder aufeinandertrafen, schien der weltbeste Mann doch tatsächlich mal wieder angesprochen zu worden sein! Diesmal schien jedoch irgendetwas anders, da er daraufhin mit verkniffenem Gesichtsausdruck zu mir eilte:
 

ER: »Die Frau da, die lacht mich aus ...«

ICH:»Wie bitte? Wer?«

ER(zeigt auf die Kassiererin):»Sie hat gesagt, die Tasche steht mir gut ...«

Ich sah mich um und bemerkte das breite Grinsen der Kassiererin hinter der Theke.

KASSIESERIN (nickt erst mir und dann dem weltbesten Mann zu):»Steht ihm gut, nicht wahr? Sollten Sie öfter tragen!(Kicher-Kicher)

Ich sah zum weltbesten Mann und weiter auf die kleine rosafarbene Tasche mit dem Einhornaufdruck in seiner Hand, dachte, dass von der einst "vor Stolz geschwellten Brust" von vor vierzehn Tagen, gerade nicht mehr viel übrig war.

ICH (grinst): »Wo sie recht hat, hat sie recht. Total süß, darf ich ein Foto von dir machen?«

ER (brummt): »Nein.«

ICH (macht mit dem Handy unauffällig ein Foto, murmelt leise und unschuldig): »Für deine Schwestern, die freuen sich ...«




Man(n!) muss (eben) auch gönnen können ... nicht wahr, liebe Leserinnen und Leser?


An dieser Stelle noch mal ein herzliches Willkommen! Die Trötgedanken sind zurück aus der Sommerpause und wie schön, dass Sie vorbeischauen!

Am kommenden Sonntag ist es ja dann soweit, dann stehen die Wahlen in Deutschland an. Mal sehen, was es die Woche darauf dann „zu Tröten geben wird“ ...!

Ich für meinen Teil, habe schon vor etlichen Tagen gewählt, per Briefwahl. 




Schlafen Sie gut ...

Ihre Jana Hora-Goosmann


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